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Mittwoch, 22. Dezember 2004

bericht von der sitzung der bundesligatrainerInnen (via scrum):

In Hannover fand kürzlich eine Sitzung der Trainer der Frauen-Bundesligisten statt, an der auch Vertreter der Deutschen Rugby-Frauen (DRF) und des Deutschen Rugby-Verbandes (DRV) teilnahmen. Die Anwesenden zogen dabei eine Hinrunden-Bilanz und erarbeiteten Konzepte für die nächsten Monate bzw. Jahre. Anbei eine Zusammenfassung des Protokolls dieser Sitzung.

Fünf der sechs Frauen-Bundesligisten hatten Vertreter nach Hannover geschickt. Anwesend waren Günter Neumann, Andreas Zickert (beide SC Germania List), Jens Michau, Patrick Minx, Johanna Jahnke (alle FC St. Pauli), Alex Latotzky (SG Berliner SV/RC Leipzig), Marko Sermersheim (ASV Köln) und Bärbel Glass (Heidelberger RK), die auch die DRF vertrat. Für den DRV nahmen Gérard Scappini (Trainer der Frauen-Nationalmannschaft) und der für alle Auswahlteams zuständige Bundestrainer Peter Ianusevici an der Sitzung teil.

Alle Trainer berichteten über den Verlauf der Hinrunde aus ihrer Sicht. Von Alex Latotzky (Berliner SV) wurde angemerkt, dass es ein guter Schritt gewesen sei, eine Spielgemeinschaft mit dem RC Leipzig einzugehen. Allerdings sei es nicht sehr oft zu einem gemeinsamen Training gekommen. Von allen Trainern wurde die geringe Trainingsbeteiligung und eine dünne Personaldecke bemängelt und die daraus resultierenden fehlenden Möglichkeiten, Spielsysteme mit der ganzen Mannschaft zu trainieren. Außerdem herrscht eine gewisse Ratlosigkeit, was das Motivieren von herausragenden Spielerinnen betrifft, die in der Bundesliga - auch auf Grund der wenigen Spieltage - unterfordert sind. Es fehle diesen Spielerinnen auch in mancher Hinsicht die Perspektive, zumal sie oft schon alles erreicht haben (Deutscher Meister, Nationalmannschaft, ...). Bei einem großen Teil der Spielerinnen fehle es an elementaren Dingen wie Kondition, Grundkenntnisse des Regelwerkes und/oder Grundtechniken des Rugbyspiels. Darüber hinaus seien zu wenige Übungsformen für das Training in Kleingruppen bekannt. Erfreulich sei hingegen die Tatsache, dass es mit dem Heidelberger RK und der SG Berliner SV/RC Leipzig zwei Neulinge und mit dem ASV Köln einen Rückkehrer in der Bundesliga gibt. Die beiden Neulinge betrachten diese Saison als Lernphase, um sich stetig zu verbessern. Der ASV Köln wollte hingegen mal sehen, ob er die drei etablierten Bundesliga-Mannschaften etwas ärgern kann und habe es bis jetzt nicht bereut, zurückgekommen zu sein. Allerdings werde in Deutschland zu wenig gespielt, in Holland hingegen zuviel.

Frauen-Nationaltrainer Gérard Scappini hat sich einige Bundesliga-Spiele angeschaut. Aufgrund der räumlichen Nähe handelte es sich dabei vornehmlich um Partien, die in Heidelberg ausgetragenen wurden. Der Franzose ist der Auffassung, dass das Niveau sinkt. Dies liege weniger an technischen, sondern an "gravierende konditionelle Mängeln". So dauere es beispielsweise zu lange vom Abpfiff wegen Vorwurfs bis zum Gedränge oder vom Versuch bis zum Wiederankick. Zudem würden zu viele Angriffsbälle verloren und damit auch der Spielfluss unterbrochen. Scappini bemängelte ferner, dass es auch "Defizite der Spielerinnen im Bezug auf die Regeln des Spiels" gebe. Für die Rückrunde fordert er die Nationaltrainer deshalb dazu auf, die folgenden Punkte zu berücksichtigen:

  1. Der Spielfluss soll durch längeren Ballbesitz, d.h. durch den Ballbesitz über mehrere Phasen des Angriffspiels, verbessert werden.
  2. Durch Training mit Gegner soll das Spiel aus der Tiefe verbessert werden.
  3. Das Vorwärtsmarschieren, die Unterstützung und somit auch die Kontinuität sollen beim Spiel mehr in den Vordergrund gerückt werden.
  4. Die Spielerinnen sollen nicht sofort bei Kontakt auf den Boden gehen, sondern versuchen auf den Beinen zu bleiben um das Spiel schnell zu gestalten.
  5. Es muss unbedingt auf die Standfestigkeit der Spielerinnen im Kontaktspiel geachtet werden.
  6. Die Spielerinnen müssen die Regeln ihrer Sportart kennen.
  7. Die Kondition der Spielerinnen muss unbedingt verbessert werden.

Nach Auffassung von Peter Ianusevici liegen die Probleme auf zwei Ebenen - ersten auf Vereinsebene und zweitens auf Ebene des DRV/der DRF. Ianusevici bot den Vereinen insofern an, ihnen das komplette Videomaterial zukommen zu lassen, das der DRV zu bieten hat. Die Vereine müssten ihm nur eine Videokassette zukommen lassen und mitteilen, an welchen Themen (z.B. Regelwerk oder dynamisches Training für Grund und Positionstechnik in Kleingruppen) sie interessiert sind. Darüber hinaus schlug der Bundestrainer vor, dass zunächst die Grundtechnik, die Positionstechnik und die Kondition verbessern werden sollten, was auch gut in kleinen Gruppen möglich sei. Außerdem müsse das System der Spielzüge durch ein kreatives Spiel abgelöst werden.

Die Gründung der DRF im Februar 2004 sei nach Auffassung Ianusevicis genau zur richtigen Zeit erfolgt, weil es im Frauenrugby - auch aufgrund des geringen Interesses des DRV - keine Innovationen gegeben habe. Die anwesenden Teilnehmer sahen das ähnlich und zeigten sich mit den DRF zufrieden. Der Spielbetrieb sei sehr geregelt abgelaufen, allerdings seien zusätzliche Wettkampfformen wünschenswert. Die DRF wurde von den Bundesliga-Trainern insofern aufgefordert, sich ein Wettkampfsystem zu überlegen, das folgendermaßen aussehen könnte: Pro Jahr soll am Ende der Rückrunde ein 15er-Turnier (Länderpokal?) ausgerichtet werden, bei dem die besten Spielerinnen der Regionalligen Nord, Ost, Süd und West je eine Auswahlmannschaft bilden und an einem Wochenende (Sa./So.) nach dem Modus "Jeder gegen jeden" den Sieger ermitteln. Dazu soll ein Pokal gesponsert werden. Jens Michau versprach, sich darum zu kümmern. Die Spielerinnen sollten ferner zunächst den Sprung in diese Auswahlmannschaften schaffen, bevor sie in der Nationalmannschaft zum Einsatz kommen.

Darüber hinaus wurde die DRF von den Anwesenden aufgefordert, bessere Kommunikationswege zu beschreiten und auch beim DRV mehr präsent zu sein. Da beim DRFT nicht festgelegt wurde, für wie lange die DRF-Vorstände gewählt sind und auch nichts in der Satzung festgehalten ist, gilt, dass alle Positionen für ein Jahr gewählt sind. Außerdem wurde gefordert, das Mädchenrugby im Schülerbereich mehr zu unterstützen. Die Mädchen müssten aber auch in den Schülerspielen eingesetzt werden und sollen nicht nur - wie schon gesehen - auf der Bank sitzen. Eines der Ziele der DRF sollte es sein, Personal für anstehende Aufgaben zu rekrutieren - z.B. für die Gründung einer U18-Nationalmannschaft. Es sei nämlich festgestellt worden, dass es viele sehr talentierte Spielerinnen gäbe, die noch nicht das 18. Lebensjahr vollendet haben. Als mögliche Gegner stünde die U18-Mannschaft von Schweden zur Verfügung. Aber auch ein U18-Nord-Süd-Spiel sei eine Alternative. Ein weiteres wichtiges Ziel müsse es sein, die Mitgliederzahlen der DRF zu verdoppeln. Zudem müsse auch im Nachwuchsbereich noch viel gearbeitet werden. Für die Frauen-Nationalmannschaft sei das Erreichen des ersten Platzes in der Gruppe B Pflicht. Dies sei auch durchaus realistisch.

Peter Ianusevici zeigte ein Konzept auf, das bis Januar überarbeitet werden muss und dann bis zum DRFT in einer abstimmungsreifen Version vorliegen soll. Weiterhin wird es ab Januar 2005 auf der DRF-Homepage jede Monat ein Porträt einer Vereinsspielerin geben, die sich durch besondere Leistungen hervorgetan hat. Berichte sollen bitte mit Fotos an Alex Latotzky geschickt werden.

Bärbel Glass merkte an, dass es aufgrund der Terminverlegung der EM in den April im Rahmenspielplan einige Verschiebungen geben werde. Diese werde sie an die Vereine verschicken und wenn möglich auf Sonderwünsche (Terminabsprachen und gemeinsames Fahren) Rücksicht nehmen. Glass wies auch darauf hin, dass die Bundesliga-Pässe der Frauen alle bis zum Beginn der Rückrunde satzungsgemäß in Ordnung sein müssen. Spielerinnen, deren Pass beim Verein noch nicht vorliegt seien nicht spielberechtigt. Mannschaften ohne gültige Bundesliga-Pässe würden nicht für die Deutsche Meisterschaft zugelassen. Abschließend wurde noch einmal darauf hingewiesen, dass die Position "Presse und Öffentlichkeitsarbeit" in der DRF unbedingt besetzt werden muss.

Die nächste Sitzung der Trainer der Frauen-Bundesligisten findet am 27./28. August statt. Der Ort wird noch bekannt gegeben.


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